Coolies

Coolies

Nicht jeder kann auf einen Onkel aus Amerika verweisen, aber bei mir hat’s immerhin für einen Onkel aus Südafrika gereicht.

Das war spannend, solange ich ein kleiner Junge war und er bei Besuchen exotische Mitbringsel im Koffer hatte, wie kleine Ebenholz-Statuetten von schlanken Frauen mit unproportional dicken Dingern und ebensolchen Hinterteilen.

Später, als mein Denkvermögen sich soweit entwickelt hatte, dass ich mich ein wenig an Gesprächen über die große weite Welt beteiligen konnte, zuckte und duckte ich mich unter seinen despektierlichen Ansichten hinweg, verließ den Raum oder trat am besten gar nicht erst ein, wenn er in unserer Küche mal wieder zu großen Reden über die „Kaffer“ und die „Kulis“ ausholte.

Umso erstaunter war ich später dann im tausende Kilometer von Südafrika entfernten Indien, als mir klar wurde, dass „Kuli“ die offizielle, nur wenig herablassende Bezeichnung für die Kofferträger ist, die in Scharen die Bahnhöfe bevölkern, um die Unmengen an Gepäckstücken, mit denen Unmengen Inder zu allen Zeiten des Tages und des Jahres unterwegs sind, von und zu den Zügen zu tragen.

Was mir dann noch später aufgefallen ist, war, dass man in Indien zwar Kuli sagt aber Coolie schreibt.
Es gab sicherlich Zeiten, in denen ich sie eher als Un-Coolies bezeichnet hätte, immer dann wenn ich mit dem Zug unterwegs war und ich mich keinen Meter über irgendein Bahnhofsgelände bewegen konnte, ohne dass einer mir den Rucksack aus den Händen oder von den Schultern reißen wollte um ihn für mich in den Zug oder bis zur Rikshaw zu tragen …
Aber wenn man ohne Gepäck, nur so, ein bisschen durch die Bahnhofsgegend schlendert, dann findet man immer wieder Grüppchen von Trägern, in ihren Pausen oder nach Feierabend zusammensitzend, bei einer Tasse Tee oder beim gemeinsamen Kochen, und das sieht dann ganz entspannt aus. Cool halt.

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