Shekhawati

Shekhawati

So, seit zwei Jahren nix mehr gepostet, das ist doch eine einsA Gelegenheit für einen Wiederbelebungsversuch. Here we go:

Das Shekhawati ist eine Region westlich von Delhi, bereits in Rajasthan gelegen, das durch seine reich verzierten und bemalten Kaufmannshäuser auffällt, die sogenannten Havelis.

Für mich war die Region eine überraschende Zwischenstation, als ich vom Himalaya über Chandigarh weiter hinein nach Rajasthan unterwegs war.

Jhunjhunu ist mit 120.000 Einwohnern das Zentrum des Shekhawati, was einiges über die zu erwartende Bevölkerungsdichte aussagt.

So ist Jhunjhunu für indische Verhältnisse ziemlich verschlafen, und der Rest der Region ist, wenn man mal von 2 bis 3 weiteren Städten absieht, eher kleinstädtisch/bäuerlich.

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Der Wert einer Reise

Der Wert einer Reise

… bemisst sich aus den Erinnerungen (ja, Geschäftsreisen müssen leider draußen bleiben …).

Erinnerungen entfalten sich in Schichten, isso.
Wenn man sich das wie bei einer Zwiebel vorstellt (es soll Leute geben, die noch nie eine Zwiebel geschält haben … ), dann wäre die äußerste Schicht diejenige Erinnerung, die im Vordergrund steht, die am schnellsten verfügbar ist bzw die am lautesten schreit. Und es wäre die, die den wenigsten Gehalt an Emotionen aufweist, weil sie durch ihre Nähe zu  oxidierenden Umwelteinflüssen schon ein wenig Substanz verloren hat.

Zusammen mit dem „Boah ey Effekt“, der plakative Erinnerungen ja eh schon vorne auf die Erinnerungsliste schreibt, multipliziert sich das dann dahingehend, dass die etwas zarteren Schichten der ohnehin nicht ganz so spektakulären Erinnerungen  von unserem Bewusstsein relativ unbehelligt bleiben.

Für manche stellt dies überhaupt kein Problem dar, weil sie u.U. gar keine leisen oder zarten Erinnerungen gesammelt haben. Die wissen nicht, oder es stört sie nicht, dass unter der Oberfläche Liegendes sich gar nicht hoch traut, wenn man oben zu viel Bohei macht. Oder dass man gar nicht ahnen kann (um mal eine weitere Analogie zu bemühen …) wie tief das Wasser sein könnte, wenn man nur oberflächliche Reflektionen beobachtet.

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Respekt den Kühen!

Respekt den Kühen!

Da sitzt er also, der Sadhu, seit Tagen an die (oder irgendeine andere) Kuh gelehnt, und weil ich das für ein ziemlich cooles Motiv halte, frage ich ihn dann halt doch irgendwann mal, ob ich ein Foto machen darf.

Wie man sehen kann, durfte ich.
Natürlich kommt man dabei nicht gänzlich ungeschoren davon, eine Transaktion ist eine Transaktion ist eine Transaktion, und da er das Angebot von ein paar Rupies ablehnt, bleibt mir nichts anderes übrig, als seine Aufforderung, mich zu ihm zu setzen, anzunehmen.
Finally! Ich in Gesellschaft eines heiligen Mannes!

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Mornin‘ has broken

Mornin‘ has broken

… but not their spirits.

Mit absoluter Regelmäßigkeit wird man in Indien konfrontiert mit Rikshafahrern, die einem den letzten Nerv kosten. Man kann sich drehen und wenden wohin man will, immer taucht einer von ihnen (oder mehrere) neben einem auf und lässt sich kaum abwimmeln. Schlimm genug, wenn man gerade gar keinen Bedarf an einer Riksha hat. Noch schlimmer, wenn man Bedarf hat und gleichzeitig eine natürliche Abneigung dagegen, über’s Ohr gehauen zu werden … (hab ich schon erwähnt, dass ich Schwabe bin … Allgäuer Schwabe …?).

Ich bin ein harter Verhandler, und schon mehrmals bin ich aus einer Riksha ausgestiegen, wenn der Weg plötzlich eine Abzweigung zum Shop eines „uncle“ genommen hatte.

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Not so blue

Not so blue

Eigentlich sind es die blau angestrichenen Häuser, derentwegen Jodhpur als die „Blaue Stadt“ bezeichnet wird. Ursprünglich soll der Brauch des Häuser-blau-Anmalens auf die Kastenzugehörigkeit zu den Brahmanen zurückgehen, heutzutage streicht fast jeder sein Haus blau an, und man hört immer wieder, dass das Blau eine hervorragende Moskitoabwehr sei …
… was vielleicht eher mit den in der Farbe enthaltenen Giftstoffen zu hat als mit einer Blau-Aversion der Moskitos.

In Jodhpur geht’s natürlich zu wie in jeder indischen Stadt die die Schwelle von, sagmermal: zehntausend Einwohnern überschritten hat, und Jodhpur hat deren hundertmal so viele. Trotzdem fand ich’s dort irgendwie aufgeräumt.

Wenn man alleine reist, hat das ja den ungeheuren Vorteil, dass man nicht den Launen des/der Mitreisenden ausgesetzt ist (und glaub mir, in Indien hat jede/r Mitreisende Launen). Dafür ist man den eigenen Befindlichkeiten umso ungeschützter ausgesetzt. So viel kann man gar nicht kiffen, dass eine wie auch immer geartete Befindlichkeit weggeht (vor allem wenn einem das Kiffen eh bloß immer die Befindlichkeiten unterstreicht …).

Kann man also einer unschuldig wuselnden Stadt wie Jodhpur die alleinige Verantwortung dafür zuschustern, dass sie aufgeräumt rüberkommt, oder muss man da tiefer graben?
Man muss, man muss.

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Abends geht der Hobbyknipser …

Abends geht der Hobbyknipser …

… durch die Menschenschar,
Und er find‘ mehr Für als Wider
auf dem Main Bazar.
(Kleine Hymne auf Dämmerung, Zwie- und Kunstlicht)

Wenn man zu den üblichen Öffnungszeiten durch indische Städte spaziert, dann schreit und springt einen ALLES ALLES ALLES an. Der Verkehr, die Menschenmassen, der Lärm, der Dreck, die Hitze, die Händler, die Bettler …
Abends hat man dann ein paar Millimeter mehr Luft zwischen sich und den anstürmenden Sensationen: die Hitze ist etwas zurückgegangen, die Händler und Bettler haben ihre Tagesgeschäfte bereits erledigt, das Licht ist nicht mehr so gleißend und der Blick kann eher im Hier und Jetzt der sichtbar eingeschränkten Umgebung bleiben. Die Luft wird etwas dicker, was den Lärm ein wenig zu dämpfen scheint, und wenn man einmal die Gaußsche Normalverteilung zugrunde legt, dann hat sich ungefähr die Hälfte des Drecks in diejenigen Ecken zurückgezogen, die vom künstlichen Licht nicht mehr so recht erreicht werden.

Ich sag’s einfach mal auf die falschest mögliche Art: es wird gemütlich im Staate Hindustan.

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Sandsturm unter dem Meeresspiegel

Sandsturm unter dem Meeresspiegel

Hört sich komisch an, ist es aber nicht. Turfan (Tulufan, Turpan) bzw. die Turfan-Senke liegt 150m unterhalb Normalnull. Und zwar mittenmang in China, in der „Autonomen Region“ Xinjiang … (als wär in China irgendwas autonom gewesen…)

An den Sandsturm selbst kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern, aber an den Spaziergang danach. Allüberall war da dieses gelblich diffuse Licht.

Turfan ist ja nicht nur eine kleine idyllische Oase in der Wüste Schießmichtot, sondern auch eine, naja, ich sag’s mal: eine ziemlich hässliche Großstadt, Betonklötze und so. Es gab schöne Ecken (romantische, idyllische, beschauliche), aber drumherum halt ganz viel China. Ich weiß jetzt nicht wie das bei unseren Stadtplanern so war, aber in China wurde mit Sicheheit kein einziger Gedanke an sowas wie Schönheit verschwendet. Ich sach nur: Kulturrevolution.

Unser Plan war ja eigentlich, so wenig wie möglich mit China in zu Berührung kommen. Damit ist jetzt nicht das Land als solches gemeint, sondern eher die Atmosphäre. Zu jenen Zeiten (’87) war China schlicht und ergreifend: restriktiv. Und zwar in jeder Hinsicht.

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Good-a-mornin‘

Good-a-mornin‘

Wenn ich weiterziehe, von einem Ort zum anderen, dann versuche ich das immer mit einem klaren Kopf zu machen. Zuviel steht auf dem Spiel, wenn man sich ins indische Verkehrsgetümmel stürzt, als dass man das Aufmerksamkeitslevel auf unter 99,7% sinken lassen sollte. LKWs, Busse, PKWs, Traktoren, Mopeds, Radfahrer, Füßgänger, Kühe, Büffel, Kamele, streunende Hund, spielende Kinder, Karren aller Art, alle wollen deine Aufmerksamkeit, und du solltest sie bereitwillig hergeben. Denn nicht nur hält sich niemand an Verkehrsregeln, auch kann man aus der Hauptstromrichting des Verkehrs nicht ablesen, ob und wann sie von einem beliebigen Verkehrsteilnehmer aus der oberen Liste gekreuzt wird bzw. ob dir nicht auf einer „Autobahn“ ein Traktor oder ein Ochsenkarren auf der Überholspur entgegenkommt.

Hätte ich mir je einen subkontinentalen Verkehrsteilnahme-Waschzettel angelegt, würde dies ganz oben stehen. Unterstrichen in fetter Schrift. Und in Rot.
Aufmerksamkeit !=> 99,7%

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Varanasi Ghats I

Varanasi Ghats I

Kleiner Spaziergang durch die Gegend an den Ghats in Varanasi. Es ist Mitte Januar und das Wetter ist nicht wirklich so, wie man sich Indien vorstellt. Ein bisschen spiegelt sich das in den Bildern, nicht wahr?

Ich werde noch öfter hierher zurückkommen, dann vielleicht mit ein paar mehr Gedanken, statt nur den Bildern.

Verschleiert

Verschleiert

Mit den Erinnerungen ist es schon eigenartig.

Man hat das Gefühl, im Hinterkopf seien sie immer präsent und man bräuchte sie nur abzurufen, nach vorne zu kramen oder einfach nur den Fokus drauf zu richten, und schon stünden sie in voller Pracht wieder vor einem.
Erinnerungen-on-demand.

Manchmal guckt man ein bisschen hin, überfliegt quasi mental aus dem Augenwinkel heraus die Mosaiksteinchen und kann das große Ganze durchaus erkennen, lehnt sich zurück und schwelgt ein wenig in den Farben oder suhlt sich vielleicht auch nur in den Graustufen vergangener Zeiten. 

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